Seit vielen Jahrzehnten wird in Freising über die Einführung einer Fußgängerzone diskutiert. Im Zuge der Innenstadtsanierung kam dieses Thema wieder auf und auch unsere beiden Stadträte Dr. Guido Hoyer und Nicolas Graßy haben dazu einen Antrag eingebracht.
Nachdem der Antrag bei der ersten Behandlung im Stadtrat vertagt wurde, sollte es im letzten Jahr tatsächlich soweit sein: Die Beschlussvorlage für das Gremium sprach sich für die Einführung einer Fußgängerzone im gesamten Innenstadtbereich aus. Diese Abstimmung wurde durch einen GO-Antrag der SPD verhindert, der diese Entscheidung zurück an den Bauausschuss delegierte.
Am Mittwoch beim letzten Ausschuss war dieses Thema wieder auf der Tagesordnung. Doch anders als vor einem Jahr lautete der Vorschlag in der Vorlage nun: Beibehaltung des aktuellen Verkehrskonzept und damit Ablehnung der weitergehenden Fußgängerzone. Eine knappe Mehrheit im Ausschuss folgte dieser Vorlage.
Damit soll nach dem Willen der Stadt die Diskussion nun ein für alle Mal beendet sein. Wir halten die Entscheidung im Bauausschuss inhaltlich für falsch, aber auch der Brisanz dieses Themas nicht angemessen. Zumindest hätte der Stadtrat – wie zuvor – über eine so heiß diskutierte Frage entscheiden müssen.
Die Straßenverkehrsbehörde spricht weiter davon, dass die Einführung einer größeren Fußgängerzone sinnvoll sei, da bereits der Charakter einer Fußgängerzone vorhanden ist. 2024 war dies ausschlaggebend für die geplante Zustimmung, 2025 rät sie trotzdem davon ab. Selbstverständlich sprechen wir uns für bestimmte Ausnahmeregelungen aus, wie es sie in jeder anderen Fußgängerzone in Deutschland auch gibt.
Die Stadt Freising hat für viele Millionen Euro die Innenstadt niveaugleich umgebaut. Aktuell beschränken wir uns aber selbst, was die Aufenthaltsqualität angeht. In der Realität ist es eben keine Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer und darunter leidet auch die Aufenthaltsqualität. Das Park-Chaos in der Innenstadt besteht weiter.
Ebenfalls kritisieren wir, dass die nur bestimmte Interessen in den Entscheidungsprozess eingeflossen sind. Laut der Aktiven City hat sich das aktuelle Verkehrskonzept bewährt und wird voll akzeptiert. Spricht sie damit auch für den Großteil der Freisinger Bevölkerung? Das zweifeln wir stark an. Wir wissen, dass sich viele Freisingerinnen und Freisinger eine echte Fußgängerzone wünschen.
All diesen Menschen wollen wir als Freising für alle eine Stimme geben und fordern, die Freisinger Bevölkerung bei dieser Frage einzubinden und selbst entscheiden zu lassen. Wir streben daher ein Bürgerbegehren mit einem darauffolgenden Bürgerentscheid nach dem Abschluss der Baumaßnahmen an. Inhalt soll die Einrichtung einer Fußgängerzone in der gesamten sanierten Innenstadt sein. Das stärkt die Bürgerbeteiligung und schafft demokratische Akzeptanz – zwei zentrale Ziele von Freising für alle.
Wir laden alle Gruppierungen, Parteien und Organisationen, die dieses Ziel teilen, ein, sich mit uns in einem Bündnis zusammenzuschließen. Erste mögliche Bündnispartner wurden bereits informiert. Weitere Details geben wir in Kürze bekannt
Sehr geehrte Mitwirkende von Freising für Alle,
Ich habe ein Anliegen an Sie, was mich als gebürtiger Freisinger Mitbürger insbesondere sehr beschäftigen tut.
Sind Sie wirklich der Ansicht, dass es Sinnvoll ist, die komplette Innenstadt von Freising zu einer Fußgängerzone gestalten zu können?
Haben Sie eigentlich schon mal sich Gedanken darüber gemacht? Dass es nun mal Menschen gibt, die Körperlich Eingeschränkte Personengruppen zu den jeweiligen Ärzten in Freising bringen müssen, weil die meisten davon in der Innenstadt liegen?
Mich als Angehörigen einer Person, die Körperlich Gehbehindert ist, und er deswegen auch eingeschränkt in seiner Mobilität ist, hat es schon deutlich schwerer genug, überhaupt ohne irgendwelche Probleme in die Innenstadt zu kommen.
Außerdem Stelle ich mir jedenfalls die Frage, was dann mit den Lieferanten oder Anwohnern die in der Innenstadt sind, und ein Pkw besitzen (weil Sie beispielsweise nicht unbedingt die Möglichkeit haben, in Freising zu arbeiten, sondern Außerhalb von Freising ihren Beruf ausüben müssen, und nicht immer mit dem ÖPNV außerhalb von Freising fahren zu können, und deswegen mit den Pkw zur Arbeit fahren müssen?) besitzen?
Wird es denen dann auch nicht erlaubt sein, überhaupt ein Pkw zu besitzen, geschweige den Lieferverkehr (Für die Gastronomie oder Geschäfte überhaupt noch durchführen zu können?
An sich ist es keine schlechte Idee, die Innenstadt von Freising verkehrsberuhigt zu gestalten.
Jedoch es komplett zur Fußgängerzone zu gestalten, fände ich es nach meines Erachtens nach nicht unbedingt Sinnvoll.
Auch wenn wir nicht unbedingt einer Meinung sein sollten, wäre es dennoch möglich sich konstruktiv und sachlich darüber auszutauschen Sinnvoll.
Gleichzeitig vorab, ich kann nicht für alle Mitbürgerinnen und Mitbürger von Freising sprechen,
Was mir jedoch seit der Innenstadt-Umbaumaßnahme aufgefallen ist, dass der Motorisierte Individualverkehr deutlich reduziert wurde (was an sich keine Schlechte Idee ist), jedoch Radfahrende ohne zu achten auf andere einfach durchrasen, und sogar teilweise sehr aggressiv und manchmal sogar handgreiflich werden gegenüber Fußgängern, oder aber auch Pkw/Lieferanten ausfallend wurden.
Wie oft ich es schon mitbekommen habe, wie mich des öfteren E-Bike/ oder normale Radfahrer beinahe mich und meinen Körperlich Gehbehinderten Angehörigen beinahe umgefahren hätten.
Und wenn man sich darüber beschwert hat, kamen teils wirklich unschöne Worte zu fall, die man nicht hier unbedingt preisgeben sollte.
Sollte es ihrer Meinung nach zu einer Fußgängerzone in der kompletten Inneren Altstadt/Innenstadt kommen, sollten dafür wiederum bessere Parkmöglichkeiten sowohl für Behinderte als auch für nicht behinderte Menschen bereitgestellt werden..
Außerdem sollten dann Radfahrer auch nicht die Fußgängerzone benutzen dürfen.
Da obwohl ich auch mit den Rad oder Motorisierten Individualverkehr (PKW) oder aber auch ÖPNV unterwegs bin, musste ich zumindest feststellen , dass Sich leider wiederum die meisten Radfahrende (insbesondere in der Innenstadt) nicht wirklich an die Verkehrsregeln halten.
Sicherlich gibt es auch welche andere Verkehrsteilnehmende, die sich nicht immer regelkonform verhalten, aber es wiederum auf andere zu schieben, und zu sagen dass Radfahrende die Engel, und Pkw/Lkw/Busfahrer oder Fahrerinnen die Teufel sind, finde ich falsch.
Um eine Antwort ihrer sachlichen Frage, wäre ich dankbar.
Vielen Dank
Lieber Herr Konietzny,
danke für Ihre sachlichen und konstruktiven Anmerkungen zu unserem Vorschlag.
Wir können absolut nachvollziehen, dass Sie sich Gedanken über bestimmte Personengruppen (wie Menschen mit Behinderung) machen, wenn es eine Fußgängerzone geben sollte.
Selbstverständlich haben wir als Freising für alle auch darüber diskutiert und wollen (und können) auch dafür Lösungen finden.
Wie in allen anderen Fußgängerzonen in Deutschland muss es selbstverständlich Ausnahmeregelungen geben. Zum einen braucht es Lieferzeiten, damit Geschäfte usw. beliefert werden können.
Außerdem müssen natürlich alle, die dort wohnen und einen Stellplatz haben eine Ausnahmegenehmigung bekommen (Anlieger frei).
Was Menschen mit Behinderung angeht, so bringen wir verschiedene Möglichkeiten ins Gespräch, die auch in anderen Städten funktionieren, die Ärzte in der Fußgängerzone haben.
So können Parkplätze nur für Menschen mit Behinderung zentrumsnah eingerichtet werden, so dass Wege weiter verkürzt werden. Außerdem müssen Taxen und medizinische Transporte die Möglichkeit zur Einfahrt haben.
Ebenfalls ist eine Sonderregelung für besondere Fälle z.B. bei dringenden Arztbesuchen (wie in anderen Städten) eine Option. Das Straßenverkehrsamt kann dann auf Antrag Ausnahmegenehmigungen zum Befahren der Fußgängerzone erteilen (auch telefonisch und kostenfrei).
Wir möchten außerdem darauf hinweisen, dass in unserem Verein ebenfalls Menschen mit Behinderung aktiv sind, die sich für eine Fußgängerzone aussprechen. Sie sehen vor allem die vielen parkenden Autos als großes Mobilitätshindernis. Auch für alte Menschen und Eltern mit Kinderwagen ist die aktuelle Situation nicht zufriedenstellend. Auf dem Papier müssen Autos Schrittgeschwindigkeit fahren und damit hinter den Fußgängern her. In der Praxis funktioniert dies jedoch nicht und Menschen gehen dort, wo früher die Bürgersteige waren.
Was die Radfahrer angeht, können wir Ihre Kritik voll und ganz nachvollziehen. Leider halten sich auch viele nicht an die vorgegebene Schrittgeschwindigkeit und immer wieder kommt es zu Situationen wie von Ihnen geschildert.
Sollte dies in Zukunft nicht besser werden, müssen auch hier Regelungen gefunden werden.
Zum Schluss möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass unser Vorschlag zunächst vorsieht, dass die Bürgerinnen und Bürger selbst entscheiden sollten – unter Berücksichtigung aller Argumente in einer sachlichen Debatte.
Damit könnte dieses Thema wirklich zu einem guten Ende finden, davon sind wir überzeugt.
Mit freundlichen Grüßen
Nicolas Graßy
Stadtrat